Glaubt ihr an Wunder?

Natürlich, denn Wunder gibt es immer wieder...

https://www.youtube.com/watch?v=veEHPthI3kY

Nich zu vergessen das Wunder der Liebe

Ja!

Kommt darauf an, wie man "Wunder" definiert.
Es gibt schon überzufällige Zusammenfälle oder Reihenfolgen von Ereignissen, welche meist nur bekannt werden, wenn durch sie Unglücke verhütet werden oder jemandem geholfen wird aus grosser Not und die niemand erklären kann.
Anderseits wird jeder Statistiker auf den Zufall verweisen.

Ja, ich glaube an Wunder, aber eigentlich muss man gar nicht daran glauben, weil es sie gibt. Man kann es wissen, sozusagen.

Es gibt zum Beispiel medizinische Wunder, das sind Fälle spontaner Genesung, nachdem die ärztlichen Prognosen den voraussichtlichen Tod einkalkuliert haben oder medizinisch keine Überlebenschance mehr bestand. Solche Heilungen sind nicht allzu häufig, weil Wunder eben noch nicht ganz alltäglich sind, aber sie ereignen sich immer wieder.

Dann gibt es noch eine ganze Anzahl weiterer Wunder, im Alltag, Dinge die wir nicht für möglich gehalten haben oder zurzeit noch nicht für möglich halten, Dinge die nun auch im qualitativen Sinne wundersam und wunderbar sind. Zu wissen, dass es sie gibt, ist das eine, daran zu glauben das andere - es kann zusammenfallen, das Glauben und das Wissen. Es ist nicht so, dass mit dem Glauben das Wissen außer Kraft gesetzt wäre und umgekehrt.

Ich bin ja schon sehr froh, dass Du wieder da bist. Das ist für mich auch schon wie ein kleines Wunder.

LG Scooby

@ Scooby-Doo: "Es gibt zum Beispiel medizinische Wunder, das sind Fälle spontaner Genesung, nachdem die ärztlichen Prognosen den voraussichtlichen Tod einkalkuliert haben oder medizinisch keine Überlebenschance mehr bestand. Solche Heilungen sind nicht allzu häufig, weil Wunder eben noch nicht ganz alltäglich sind, aber sie ereignen sich immer wieder. "

Ärzte sind nicht allwissend und machen durchaus auch falsche Diagnosen und Voraussagen.
Teils bestehen sie auf psychosomatischen Ursachen für Krankheiten, zu denen keine Gründe vorzuliegen scheinen was genausogut für unerklärliche Heilungen gesagt werden kann: Entweder wurde zuvor die Krankheit falsch eingeschätzt oder der Lebenswille und Mut des Patienten hat sich zurück gemeldet oder sogar Trotz: "Ihr denkt doch nicht etwa, dass ich Euch schon in Ruhe lasse?!" solche Trotzreaktionen können durchaus wunderbare Ergebnisse erzielen, z.B. auch bei Schulerfolgen: Plötzlich merkt ein/e Schüler/in, dass er/sie sich doch für das Thema interessiert und seine/ihre ausserschulischen Ablenkungen weit unter ihrem wirklichen Horizont lagen und ihnen nichts bringen dürfte.

Zuvor haben sie vielleicht nicht weniger Zeit für Übungen, Aufgaben etc. aufgebracht, aber alles widerwillig und ohne Interesse — so entsteht nur anschiss — Stimmung und lernt nichts dabei.

Für Aussenstehende ist es wunderbar, für Schüler oder Patienten selbst einfach ein bestätigender Erfolg: "Na siehste!"

Genau, lieber Mumpitz: "Ärzte sind nicht allwissend und machen durchaus auch falsche Diagnosen und Voraussagen." Und da würde ich nun wiederum sagen - das ist auch kein Wunder.

Ein allwissender Arzt, der keine falschen Diagnosen stellte und keine unzutreffenden Voraussagen machte, das wäre dann wohl schon eher ein Wunder.

Aber ich verstehe natürlich, wie Du es gemeint hast.

LG Scooby

Das ist auf alle Wissens-, Forschungs- und Wirtschaftszweige zu generalisieren und man lernt besser, mit seinen Fehlern umzugehen, sie zuzugeben statt sie zu verleugnen und kaschieren, so lernt man mehr und hat auf Dauer wirklich Erfolg.

Ja, richtig. Aber da kann man einen recht scharfsinnigen Gedanken denken.

In Wirklichkeit wolltest Du sagen, wäre es nur dann ein Wunder, wenn der Patient wieder gesund würde, der von den Ärzten praktisch aufgegeben oder todgesagt worden wäre, wenn Ärzte unfehlbar wären, dann wäre es ein Wunder. Wenn Ärzte immer recht hätten, wenn sie den Tod voraussagten, dann wäre es ein Wunder, wenn einer überlebt? Aber da Ärzte sich irren können, ist es oftmals gar kein Wunder.

Aber dann erklärte man ein Wunder durch ein noch größeres Wunder, denn das größere Wunder wäre die Unfehlbarkeit von Ärzten, als die Tatsache, dass diese fehlbar sind und der Mensch wie durch ein Wunder genest.

Wenn Ärzte mehrheitlich zum Ergebnis und zum Schluss kommen, dass einem Patienten nicht mehr zu helfen ist, dann ist das nur die logische Folge all ihres medizinischen Wissens und dann trifft es eben auch meistens zu, wenn also dann einer von 100 oder sogar von 1.000 dennoch überlebt, dann hinterher zu sagen, die Ärzte haben sich geirrt ist zugleich der Widerspruch zur Wunderheilung. Die Ärzte haben sich eben nicht geirrt, sie haben eine höchste medizinische Wahrscheinlichkeit prognostiziert, die sie aus der physikalischen und tatsächlichen Situation heraus sogar zwingend zu der Annahme kommen ließ, der Patient müsse sterben. Und nun das Wunder! Das Unerklärliche. Jetzt wollen sie es hinterher schnell wieder erklären und wegdiskutieren, es soll gar kein Wunder gewesen sein - aber so läuft das nicht in der Gegenwart der Realität eines wahren Wunders.

Das ist ein ziemlich teuflischer Zirkelschluss, das Wunder ist eingetreten und nun wird es durch Inkaufnahme eigenen Irrtums wieder entmystifiziert. Weil das Wunder aber ein Mysterium ist, geht das nicht. Diese Dinge muss man den Menschen mit aller Wucht nahebringen und erklären. Man kann Wunder nur mit dem Herzen verstehen, z. B. in der Sprache des kleinen Prinzen von Pilot und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry.

Geirrt haben sie sich letzten Endes nicht in der medizinischen Beurteilung, aber gegenüber einem Wunder ist die andere Annahme immer ein Irrtum, hinterher dann zu sagen, sie haben sich geirrt, ist fast falsch, weil das Wunder entgegen der Richtigkeit des Denkens und entgegen jedem Fehlen des Irrtums Platz greift und sich spontan ereignet - daran gemessen kann man dann immer sagen, alles andere war Irrtum, aber nicht an das Wunder gedacht zu haben, die Möglichkeit eines Wunders (was es eben gibt) ausgeschlossen zu haben, das wäre der eigentliche Irrtum überhaupt, aber richtig zu denken ist ungeheuerlich schwer. Das ist ein ganz großes Denkproblem.

Ärzte, die glauben, sich einfach geirrt zu haben, wenn ein Wunder eintritt, die irren sich zweimal, weil sie begreifen müssten, dass sie richtig lagen. Der Patient hätte sterben müssen. Beim Wunder setzt Naturgewalt aus. Das Wunder entzieht sich dem Natürlichen. Wunder sind keine Ereignisse nach den Naturgesetzen, es sind Ereignisse nach wunderbaren geistigen Gesetzen, die nur die meisten Menschen nicht kennen, nicht verstehen.

Man muss schließlich das Wesen des Wunders verstehen, wenn man von Wunder überhaupt redet. So zu tun, als ob Wunder nur ein Wort wäre, aber gar kein richtiges Wunder, das kann nicht funktionieren im Geiste. Nein, wer ernst damit macht, Wunder zu verstehen, der muss zugleich zugeben, dass man sie nicht verstehen kann - das heißt ja das Wort Wunder, "Nicht-Erklärbares" sie entziehen sich jeder Erklärbarkeit, die Wunder, sonst wären sie keine Wunder. Man "wundert" sich darüber, dass ist das Wesentliche, was man dazu sagen kann. Mit Fantasie und Hirngeburten den Versuch zu machen, Wunder wegzuerklären, das wäre nur der Ungeist.

Also wer den Begriff "Wunder" in den Mund nimmt und meint, er verstehe ihn wirklich, der darf nicht wegerklären oder hinerklären, der muss einfach nur zugeben, dass es unerklärlich ist und bleibt, sonst versteht er überhaupt nicht, worum es in einer Wunderheilung oder in einem anderen Wunder überhaupt geht, denn das Unerklärliche wird mit einem Wunder ja gerade beschrieben, das Unerklärliche trat ein. Das wurmt natürlich alle, die Erklärungen für alles haben wollen. Und das ist das Problem der Arrroganz solcher, die nicht an Wunder glauben, dass sie sagen, man könne alles auf natürliche Art und Weise erklären, aber ein Wunder kann man eben nicht erklären mit Naturgesetzen. Ich meine hier natürlich niemanden persönlich, es geht nur um das ungeheuer schwere Verstehen von Menschen, die nicht an Wunder glauben, was Wunder überhaupt wirklich bedeutet.

Und diese Wunder gibt es. Aber wer das Gegenteil sagt, der wird es eben immer nur abstreiten und wegerklären wollen. Dies zu tun nennt sich Freiheit, aber es ist der falsche Weg Freiheit zu gebrauchen. Wer absolut richtig denkt, der muss auch in Übereinstimmung zur Wirklichkeit denken - und Wunder, sie gehören zur Wirklichkeit. Wer den Begriff "Wunder" mit Geist erfüllt, muss sonst nichts mehr tun, er hat das Verständnis dann schlagartig und fast schon wie im Schlaf, automatisch. Wer zwar Wunder sagt, sich aber weigert, sich bei diesem Begriff wirklich zu wundern, der negiert das Ausgesprochene, der sagt statt Wunder eigentlich etwas anderes. Er sagt statt Wunder "Das, woran ich nicht glaube" oder in ähnlichem Sinn "Das, was ich nicht fassen will, nicht wahrhaben will"... so geht es natürlich nicht, den Begriff wirklich zu erfassen. Wunder sind wunderbar. Wenn wir sprachlich das Wunderbare ausdrücken wollen, dann knüpfen wir an diese Wunder an. Ansonsten reden wir in leeren Worthülsen, in sinnentleerten Worten, an die wir gar nicht innerlich glauben.

Bei einem Wunder, da kann man sich nur wundern. Da kann man nichts erklären, es geht über unseren Verstand hinaus, jedenfalls im Normalfall.

LG Scooby

@Klose11

Wenn es ein Wort für etwas gibt, dann gibt es einen Ausdruck und Begriff dafür, jedes Wort gibt es für einen Sachzusammenhang oder ein Ding, für eine Tatsache oder ein ereignishaftes Geschehen, eine Entwicklung oder Dauer, einen Vorgang und für vieles mehr. Man denke nur an unsere Adverbien und Adjektive und so weiter. Wunder gibt es nicht nur als Wort und sonst gäbe es das, was das Wort beschreibt, eigentlich gar nicht. Wenn es keine Wunder gäbe, dann hätten wir auch kein Wort dafür in unserer Sprache. Selbst das, was es nicht gibt, gibt es, wenn es ein Wort dafür gibt immer in irgend einem Zusammenhang oder an einem Ort bzw. in einer Art von Systematik. Die Märchenfiguren zum Beispiel gibt oder gab es nicht als real lebende oder gestorbnene Menschen dieser Erde, aber es gibt sie in den vielen Märchen, dort existieren sie. Wunder gibt es für Ungläubige auch sicherlich nur in Märchen oder in der Vorstellung von Menschen. Nur Wunder gehören zu den Dingen, die es im Gegensatz zu den vielen Dingen der Schein- und Märchenwelten, des Geistes und der Fantasie sogar ganz real gibt, aber sie sind so unerklärlich, dass Menschen, die das Bedürfnis nach durchgänigen Erklärungen haben, die ihnen eine Form der Sicherheit bieten, nichts mit ihnen anfangen, so lange, bis sie selbst in ihrem irdischen Leben ein handfestes Wunder erleben. Die sollen einmal ihr blaues Wunder erleben, lieber Klose.

Was dann geschieht, das ist rasch erklärt und damit komme ich zum Ende, denn sie werden sich noch sehr wundern und staunen.

LG Scooby

Den etymologischen Zusammenhang sollte man berücksichtigen:
Was mich wundert, muss längst nicht ein Wunder sein, aber ich verstehe nicht, was da läuft.

"Ein Wunder! Mein Kind hat unaufgefordert sein Zimmer aufgeräumt! — Was hat es wohl verbrochen haben, mich derart gnädig zu stimmen?"

"Schatz, Du bist das bare Wunder" = ich verstehe gar nichts mehr an/von Dir und Deinem Verhalten....

Wunderbar: Man kann sich darüber wundern — Schandbar: Man kann darüber sich schänden?

Was mich wundert verstehe ich nicht.

Das ist auch richtig und wichtig, lieber MumPitz, dass es verschiedene Bedeutungen des Wortes Wunder gibt. Da sind die Wunder, die z. B. von der katholischen Kirche als solche abgesegnet sind, da sind die kleinen Wunder des Alltags, da ist jede Sache, über die man sich wundert zumindest erst einmal "verwunderlich", aber wiederum noch kein Wunder im großen Stil oder im Sinne des absolut Wunderbaren, das sagtest Du meines Wissen gleich ziemlich zu Anfang weiter oben, dass es natürlich wie immer auch auf die Definition von "Wunder" jeweils im Kontext ankommt, da stimme ich Dir selbstverständlich ebenfalls sehr zu.

Hochinteressant ist auch Dein letzter Satz, der Ansatz des Denkens: "Was mich wundert verstehe ich nicht." (Nebenbei: nach geltender Rechtschreibung darf dieser Satz so kommalos stehen.)

Das ist im Wesentlichen der Kern der großen Wunder, dass wir nicht verstehen, was hier vorgegangen ist oder vorgeht. Nun wird kein Mensch gern sagen, er habe das Staunen verlernt, das sich Wundern-Können. Wunder verwundern eben. Ich scheue mich nicht, in die Definitionen zu gehen, aber da haben wir viel zu tun. Meines Dafürhaltens ist es manchmal besser, ein Begriffsverständnis vorauszusetzen, sonst kann man endlos und wirklich ermüdend anfangen, diverse Sonderfälle und Nebenbegriffe zuzuordnen und seitenweise ein Chaos der verschiedenen Auffassungen eines Begriffes zu beschreiben und zu erörtern. Fängt man damit an, zerstört man meistens eher das Verständnis. Das Ziel ist das Gegenteil, immer mehr Klarheit zu haben. Dabei hilf der "Genius der Sprache", den sich schon wieder einige nicht vorstellen können, aber Begriffe erklären sich aus dem Wortsinn.

Der Nachteil ohne Definition ist der, dass Worte oft nur zu einem schwammigen und unklaren "Gefühl eines Begriffes" befähigen, weil von beiden Seiten nur schwach umrissen und nicht exakt festgelegt und eindeutig übereinstimmend erklärt wurde, was man genau darunter versteht oder zu verstehen hat. Dieser Klarheit bedarf es aber bei Begriffen in umso höherem Maße, je mehr man sich an deren Wurzel und Aussage-Inhalt begibt.

Meistens sind es (diese "Art von") Menschen, die Wunder akzeptieren, die bereits sind, ihr Staunen kundzutun und sich eben noch zu wundern.

Die andere Gruppe wird Wunder, eine menschliche Seele oder Gott eher abstreiten. Das ist ein Zyklus, es sind die gleichen Leute, die all dies nicht anerkennen und nicht akzeptieren. Dass jemand an Gott glaubt und dann Wunder für unmöglich hält, das würde gar nicht wirklich passen, aber auch das soll es geben. Meistens sind Leute, die Wunder nicht für möglich halten, auch Menschen, denen "die Seele" oder" die geistige Welt" nichts sagt. Das muss man gegenseitig tolerieren, dass es hier eine Art von Abgrund an Vorstellungen oder Unvorstellbarem dazwischen gibt. Gerade Menschen, die das Unvorstellbare zulassen, glauben sogar eher an Gott. Das erscheint zunächst wie ein Widerspruch, weil ja Gott eine Vorstellung ist, nichts Unvorstellbares. Aber weil so viele Dinge so hoch und gewaltig sind, so unvorstellbar im Grunde, gerade deshalb glaubt man an das Höhere.

So ist auch die Natur der Wunder, sie gehören im eigentlichen Sinne zu Begriffen wie "unsterblichen Seele", zu Begriffen wie "Gott", "geistige Welt", wie schon gesagt, sie gehören zum Glauben an "ewiges Leben".

So ist es.

LG Scooby

Ein mir noch wichtig erscheindender Aspekt der Betrachtung zum Thema "Wunder"

Wir bekunden Mühe, die Welt um uns herum zu verstehen und stellen dann fest, sie nicht zu verstehen. Nun wird sich der/die eine Mensch offen darüber wundern, während derjenige, der nicht als hilflos oder ahnungslos erscheinen nöchte, sich mehr oder weniger stark bemühen wird, seine Verunsicherung nicht auch noch durch Verwunderung zu zeigen.

Das Eingeständnis der Verwunderung ist schon der Ansatz zur Erkenntnis.

Solange sich der Mensch als Zuschauer oder sogar als Protagonist der eigenen Verwandlung durch Verwunderung wahrnehmen kann, erlebt er sie als freudiges Ereignis einer Entwicklungsphase. Sieht er sich jedoch als Opfer eines solchen Ereignisses des Wandels, vor dem er einen Widerwillen hegt, tritt selbstverständlich eine Unlust und ein größeres Unbehagen an die Stelle des schieren Geniessens oder des Wohlgefühls. Wer sich nicht bewusst wundert, wer die Verwunderung mehr erleidet als willentlich vollzieht, wird eher dazu neigen, zu sagen "das ist doch kein Wunder", als dass er ein Wunder anerkennen könnte. Ein großer Gedanke.

Man muss so etwas wie Wunder wahrhaben wollen, um sie wahr zu nehmen (wahrzunehmen - wörtlich!), oder aber, man kann Wunder gar nicht wahrnehmen, weil man sie nicht wahrhaben will.

Philosophisch zugleich einer der komplexeren und schwierigeren Gedanken!

LG Scooby

Der Philosoph Peter Sloterdijk spricht übrigens auch über Wunder, er nennt folgende Situation als ein solches:
"Unser Zusammenleben in modernen politischen Grosskörpern ist ein Wunder, für dessen Erklärung nicht genügend mentale Ressourcen mobilisiert werden, trotz aller Soziologie und Politologie. Wer eine gültige Antwort auf Ihre Frage formulieren könnte, wäre der einzig würdige Empfänger des Friedensnobelpreises, und das für alle künftige Zeit."
https://www.nzz.ch/feuilleton/wir-erlebe...iten-ld.1370201

Aber obwohl Sloterdijk das Wort Wunder ausspricht und von einem Wunder redet, gibt es heute genug Welterklärer, die dennoch behaupten würden, dass er nicht an Wunder glaubte, so weit sind wir ja heute gekommen. In einer Zeit, in der jeder jeden Tag Wunder erlebt, muss man ja offiziell sagen, dass man nicht an Wunder glaubt, um sich im nächsten Satz über ein neues Wunder zu wundern. Das ist die Situation unserer heutigen Zeit.

"Idiotisch" darf man dann nicht sagen, sonst ist man gleich unfreundlich. Aber gibt es ein größeres Wunder der Zeit, als von sich zu glauben, man glaubte nicht an Wunder? Das Wunder besteht darin, dass Menschen ihre eigene Sprache nicht mehr begreifen. Sie haben das Wort "Wunder", wundern sich mehrfach am Tag über alles Mögliche, aber auf die Idee, die Wunder, die ihnen erscheinen, als Wunder zu bezeichnen, kommen sie nicht. Nein, das sind andere Wunder, aber keine Wunderheilungen oder so etwas? Aha, wo steckt denn die Heilung im Wort Wunder? Oder wer verbietet Wunder als Wunder zu sehen, die nun einmal immer wunderlich sind?